Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 78

1905 - Wittenberg : Herrosé
78 eine Burg erbauten und sie zu Ehren der Heiligen Jungfrau, ihrer Schutzherrin, die Marienburg nannten, mochte es kaum von vorn- herein beabsichtigt gewesen sein, sie als den Mittelpunkt der da- mals bereits gesicherten Herrschaft über das Bernsteinland zu er- richten; aber die Vorzüge der bewundernswerten Lage mussten bald ins Auge fallen. Während Danzig der Nähe des Meeres, der Ader eines gewaltigen Stroms, dem Zusammentreffen von Höhe und Niederung seine bedeutende handelswichtige Lage verdankt, musste bei der Marienburg der Gesichtspunkt für den Handel Ver- Marienburg. waltungs- und militärischen Zwecken untergeordnet bleiben. Dieser Sitz der Ordensherrschaft war von Thorn und Königsberg etwa gleich weit entfernt, stand mit beiden durch das Haff, die Nogat und die Weichsel in Verbindung, gestattete über Elbing und Marienwerder einen leichten und ungestörten Verkehr mit den inneren Landschaften und den daselbst angelegten Burgen, denen rasch Truppen zugeführt werden konnten, eröffnete aber zugleich west- wärts eine grossartige Aussicht von künftigen Erwerbungen und Erweiterungen; Danzig mit seiner Weltstellung dämmerte am fernen Gesichtskreise, und das Meer mit seiner Unendlichkeit stand wenigstens vor dem geistigen Auge da. Überhaupt hat es von jeher in der Staatskunst einer erobernden Macht gelegen, den Sitz ihrer Herrschaft nicht in den Mittelpunkt des bereits bezwungenen Landes (dieser wäre hier etwa Elbing gewesen), sondern da anzu- legen, wo der Blick auf die noch zu überwältigenden Landschaften

2. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 383

1905 - Wittenberg : Herrosé
383 157. Die Entstehung und Entwicklung der Eisenbahnen. In allen Teilen unseres Vaterlandes sehen wir die Eisenbahnen in schönster Entwicklung und regster Tätigkeit. Die großen Schienen- stränge der Hauptlinien verzweigen sich in die einen geringeren Verkehr bewältigenden eingeleisigen Strecken, und selbst in die kleinen Täler hinein reichen und greifen diese Leben weckenden Verkehrsadern als Sekundär- und Kleinbahnen. Ein Netz von Bahnen durchzieht dem- nach das ganze Land und spendet ihm seine Wohltaten, indem es durch Lokomotiven Personen in großer Zahl und Güter in ungeheuren Mengen auf den glatten Schienenwegen schnell befördert. Willst du, lieber Leser, von der Größe und dem Reichtum jener Wohltaten dich überzeugen, so versetze dich im Geiste um achtzig Jahre in die Zeit zurück, der dieses Verkehrsmittel noch fremd war, und denke dir die gesamte Wirksamkeit der Eisenbahnen hinweg. Das gibt ein eigen- artiges, fremdes Bild, dessen einzelne Züge so klar vor dir stehen dürften, daß ich es mir ersparen kann, sie hier zu zeichnen. Wenn du alle in Betracht kommenden Verhältnisse überschaust und prüfst, so erkennst du, wieviel Gutes und Schönes unsere Voreltern entbehren mußten. Und doch waren sie mit ihren Verhältnissen zufrieden; denn die Gewohnheit ist die Nährmutter der großen Menge, und in dem Gefühle der Befriedigung, das sie gewährt, hemmt sie das Vorwärts- ftreben und Fortschreiten. Mit tausend Fasern wurzelt der Mensch im Althergebrachten und mit großer Zähigkeit klebt er am Gewohnten. Die Kehrseite dieser Tatsache sind das Mißtrauen gegen das Neue, das Zurückweisen der Fortschritte und die Feindschaft selbst gegen Verbesserungen. Unsere große Wohltäterin, die Eisenbahn, hat in reichem Maße diese merkwürdigen Blüten des menschlichen Geistes und Gemütes zu kosten gehabt. Wo die Neueinrichtung einer Bahn ge- schehen sollte, verschloß man sich gegen ihre Vorzüge, übertrieb man ihre Nachteile und ließ man der Einbildungskraft zur Erzeugung von Schreckgespensten freien Spielraum. Es kann nicht geleugnet werden, daß der Bahnverkehr die Fuhrleute schädigte, die Chausseegeldeinnahmen verringerte und manchen anderen Berufszweig benachteiligte oder gar außer Tätigkeit setzte und vernichtete, und wir verstehen die Feindschaft und den Kampf aller der Leute, denen die Eisenbahn den Verdienst schmälerte oder sogar das Brot raubte. Weniger verständlich ist es, wenn damals ein Mann in hoher Stellung in der Eisenbahn nur ein höchst beschränktes und untergeordnetes Verkehrsmittel erblickte, und wenn die preußische Regierung, als zu gleicher Zeit der Bau der Bahnen Berlin-Anhalt, Berlin.leipzig und Berlin-Magdeburg geplant war, erklären ließ, sie habe ganz genau den Gesamtverkehr zwischen diesen Orten festgestellt und sich überzeugt, daß er nicht eine einzige Linie ernähren könne. Zum Lachen reizt uns aber die bewegle Warnung des bayerischen Obermedizinalkollegiums, daß der Dampfbetrieb sowohl bei den Reisenden als auch bei den Zuschauern unfehlbar schwere Gehirnerkrankungen erzeugen werde, und die ernste Forderung, zum Schutze der Zuschauer den Bahnkörper mit einem

3. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 385

1905 - Wittenberg : Herrosé
385 zuerst befahren. Es ist dieses das Geburtsjahr der Loko- motiveneisenbahn. Von nun an begann der Triumphzug der Lokomotive über den ganzen Erdball. Auch in Deutschland hatten neben den Zweiflern und Nörglern einsichtsvolle Männer schon früh in ahnungsvoller Voraussicht die große Bedeutung der Eisenbahnen erkannt. Ein Elberfelder schrieb 1825 in einer Denkschrift: „Möge dem Vaterlande bald die Zeit kommen, wo der Triumphwagen des Gewerbefleißes, mit rauchenden Kolossen bespannt, dem Gemeinsinne Wege öffnet." Ein Sachse (Friedrich List), dem in der Geschichte des Eisenbahnwesens eine hervorragende und ehrenvolle Stelle gebührt, veröffentlichte 1835 eine Schrift, in der er mit begeisterungsvollen Worten den Plan ent- wickelte, „sein Vaterland durch den Ausbau eines großen Eisenbahn- netzes auf die Stufe der gewerbfleißigsten Länder zu heben und durch die Eisenbahnen die getrennten Glieder des deutschen Volkes zu einem streitbaren und kraftvollen Körper zu verbinden". Seine weit voraus- greifende Weissagung ist glänzend in Erfüllung gegangen. Die erste, allerdings nur 6 km lange Eisenbahn in Deutschland wurde 1835 von Nürnberg nach Fürth gebaut. Die Anregung und Durchführung dieses Unternehmens ist besonders einem einsichtsvollen Nürnberger (Johannes Scharrer) zu verdanken, der alle Vorurteile und Hemmnisse mit unerschütterlicher Tatkraft zu überwinden verstand und in echt vaterländischer Gesinnung seinen Stolz darein setzte, das Unternehmen möglichst unabhängig vom Ausland durchzuführen. Die Schienen wurden in Deutschland gewalzt und die Wagen in Nürnberg gebaut. Nur die erste Lokomotive wurde von Stephenson bezogen. Die Berlin-Potsdamer Eisenbahn wurde 1838 eröffnet. Die erste größere Eisenbahn von Leipzig nach Dresden wurde im Jahre 1839 in ihrer ganzen Länge dem Betrieb übergeben. Die erste Staatsbahn in Deutschland entstand im Jahre 1838 im Braunschweigischen. Heute ist der überwiegende Teil der Eisenbahnen in Deutschland in den Händen des Staates; aber der Betrieb geschieht, mit Ausnahme Elsaß-Lothringens, nicht für Rechnung des Deutschen Reiches, sondern der größeren Einzelstaaten. Mit der zunehmenden Ausbreitung wurden die Eisenbahnen auch in unablässig fortschreitender Weise vervollkommnet. Man erstrebte vor allem größere Sicherheit des Reifens. Durch die Vermehrung der Geleisanlagen, praktische Einrichtung der Weichen, Verbesserung der Bremsen und Ausbildung des Signalwesens hat der Betrieb eine solche Sicherheit erhalten, daß Unglücksfälle verhältnismäßig äußerst selten vorkommen. Die Sicherheit ist auf den Eifenbahnen erheblich größer als auf den Landstraßen. In Frankreich kam in der Zeit von 1840 bis 1886 bei Reisen mit der Post durchschnittlich auf je 355 000 Reisende ein Getöteter und auf je 30 000 Reisende ein Verletzter, während auf den Eisenbahnen durchschnittlich erst auf 7 Millionen Reisende ein Getöteter und auf l*/4 Millionen ein Verletzter kam. Daraus geht hervor, daß man auf den Eisenbahnen etwa zwanzigmal so sicher reist als auf den Landstraßen. Was man in den Eisenbahn- Scharf, Lesebuch. 25

4. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 387

1905 - Wittenberg : Herrosé
387 Der größte Erdteil, Asien, zählt nur 49 764 km, hat also weniger als Deutschland allein. Australien steht mit 23 014 km noch vor Afrika, das nur 15 94 8 km, etwas mehr als Italien, aufweist. Afrika und Australien haben zusammen noch nicht so viel Eisenbahnlänge wie Frankreich. Von den 790145 km Bahnlänge, die den Erdball über- ziehen, gehören Europa 36 Prozent, während allein auf die Vereinigten Staaten 40,5 Prozent entfallen. Die Gesamtlänge der Eisenbahnen des ganzen Erdballs ist so groß, daß sie neunzehnmal den Erd- äquator umspannen könnte und ungefähr dem mittleren Durchmesser der Mondlaufbahn gleichkommt. Die vorstehende Zahlenzusammen- stellung ist außerordentlich lehrreich und gibt viel zu denken. Sie lehrt vor allem, daß der Eisenbahnbau in den fernen Erdteilen, der kommen wird und muß, noch gewaltige Verschiebungen in der Weltwirtschaft bringen wird, von denen wir heute kaum mehr als eine Ahnung haben. Bis jetzt ist im Eisenbahnbau am meisten da geleistet worden, wo die angelsächsische Rasse eingedrungen ist, während die Russen diesem Vorbilde nur spät und langsam gefolgt sind. Roch eins möchte der freundliche Leser jedenfalls gern erfahren: welchen Kostenaufwand das Eisenbahnnetz der Erde verursacht hat? Erfahrene Leute und tüchtige Rechner haben auch diese Frage gelöst. Mit Erstaunen wirst du aber ihre Antwort vernehmen. Du weißt doch, wieviel eine Milliarde ist! Es sind eintausend Millionen. Und die Anlagekosten der Eisenbahnen der Erde haben die unermeßliche Summe von mehr als 150 Milliarden Mark betragen. Nach Prof. Launhardt und Prof. Dr. W. Loh. 158. Die Elbe und ihre -Schwestern als Verkehrsstraßen. Unter allen deutschen Strömen ist die Elbe für den Binnenhandel der wichtigste; denn sie vereinigt alle Eigenschaften, die man an einen guten Schiffahrtsstrom stellen muß. Sie mündet in ein offenes Weltmeer, verfolgt auf dem größten Teile ihres Weges einen geraden Lauf und hat schon im Anfange ihres Mittellaufes ein geringes Gefälle. In regenarmen Sommern hat sie wohl manchmal mit niedrigem Wasser- stande zu kämpfen, und in strengen Wintern ist sie drei bis vier Monate mit Eis bedeckt, aber sie gestattet doch selbst unter ungünstigen Verhältnissen drei Viertel des Jahres einen ununterbrochenen Betrieb der Schiffahrt. Die Elbe entspringt in einer Höhe von 1400 m aus mehreren unscheinbaren Brunnen auf dem Südabhange des Riesengebirges und eilt anfangs raschen Laufes nach Süden. Bei Pardubitz wendet sie sich nach Westen, und bei Kolin schlägt sie eine nordwestliche Richtung ein, die sie im großen und ganzen bis zu ihrer Mündung beibehält. Bei Melnik nimmt sie die wasserreiche Moldau auf, und bald darauf durchbricht sie das Elbsandsteingebirge und tritt in Deutichland ein, wo sie sich zu einem ansehnlichen Strome entwickelt. Links fließt ihr die Saale, rechts die durch die Spree verstärkte Havel zu. Durch diese 25*

5. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 372

1905 - Wittenberg : Herrosé
Viii. Verkehrswege und Aerkekrsmiiiet. „Unsere Zeit steht im Zeichen des Verkehrs." 153. Die alten Verkehrswege. „-----Jeder treibt sich an dem andern rasch und fremd vorüber, und fraget nicht nach seinem Schmerz. — Hier geht der sorgenvolle Kaufmann und der leicht geschürzte Pilger — der andächt'ge Mönch, der düst're Räuber und der heit're Spielmann, der Säumer mit dem schwerbelad'nen Roß, der ferne herkommt von der Menschen Ländern; denn jede Straße führt ans End' der Welt." Schiller. Jahrtausende vergingen, bevor die Menschheit dahin gelangte, dem Verkehr durch Straßen regelmäßige Bahnen zu schaffen. Im Zeitalter ihrer Kindheit genügte den Völkern der durch den Urwald führende Fußsteg, wie die Befahrung der Flüsse mittels einfacher Flöße oder mit dem zu einem Kanoe ausgehöhlten Baumstamm. Nachdem aber der Mensch den Gebrauch des Pferdes und Maultieres schätzen gelernt hatte, wurde der Fußsteig zum Saumpfad, und als er den Vorteil des Rades erkannt und damit die Anfänge des Wagenbaues gemacht hatte, da bildeten sich bald die Saumpfade zu Fahrwegen aus. Auch diese gingen lange Zeit über ihre ursprüngliche Anlage und Bestimmung nicht hinaus: sie dienten der einfachsten Kommunikation (Verbindung) von Haus zu Haus, von einem Orte zum nächsten. Als die Staatenbildung begonnen hatte, als infolgedessen Krieg und Handel anfing, die Menschen weit über die Grenzen ihrer Wohn- stätten hinauszuführen, als zugleich mit der Hebung des Feldbaues der steigende Bodenwert das noch jetzt auf den Pußten Ungarns, den Ebenen Südamerikas übliche Querfeldeinfahren über Äcker und Wiesen einschränkte, da mußte bald für Unterhaltung der immer lebhafter benutzten Fahrwege seitens des Staates etwas getan werden. So entstanden die Straßen. Zuerst waren diese nicht anders beschaffen, als wir sie heute noch in wenig kultivierten Ländern treffen. Indessen begnügten sich Handel und Verkehr nicht lange damit, und so wurden sie schon frühzeitig in Ägypten mit Wassergräben versehen, bei den syrischen Völkern nach der Mitte zu erhöht und bei den Griechen mit großen Steinen beschüttet oder belegt. Schon die Etrusker pstasterten ihre Straßen mit Basalt auf Kiesschutt und versahen sie auf beiden Seiten mit Fußwegen.

6. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 391

1905 - Wittenberg : Herrosé
391 Breslau für große Oderkähne schiffbar. Von Stettin ab, wo die Oder den Dammschen See bildet und dann mit 3 Armen in die Ostsee mündet, verkehren auf ihr Seeschiffe. Die Weser, ein echt deutscher Strom, der von seiner Quelle bis zur Mündung rein deutsches Gebiet durchfließt, und von dessen Neben- flüffen auch kein einziger die fremden Laute eines anderen Volkes zu hören bekommt, ist für die Schiffahrt von nur untergeordneter Be- deutung; denn einmal ist ihr Lauf an und für sich nicht lang, und zum anderen fehlt es ihr an den nötigen Kanalverbindungen mit dem Rhein und der Elbe. An ihrem Unterlaufe liegt Bremen mit einem wichtigen Handelshafen und dem Hauptsitze der Schiffahrtsgesellschaft „Norddeutscher Lloyd." Der Rhein hat vor den genannten deutschen Strömen den Vorzug, daß er als Alpenfluß von den Gletschern gespeist wird und daher jederzeit einen mehr gleichmäßigen Wafferstand hat als jene; auch wird er infolge der milderen Winter des Westens nur kurze Zeit vom Eise gefesselt. Ungünstig dagegen ist der Umstand, daß er keine ein- heitliche Mündung hat, sondern, in viele Arme geteilt, sich ins Meer ergießt. Gleichwohl sind der Rhein und seine User die große Handels- und Reisestraße zwischen Süden und Norden, zwischen Holland und der Schweiz, England und Italien, die eine um so größere Bedeutung erhält, je inniger und lebendiger die Berührungen aller Art zwischen den verschiedenen Gliedern des europäischen Staatensystems werden. Gegenwärtig befahren den Rhein mehr als 100 Dampfschiffe der Kölner, Düsseldorfer und Niederländischen Aktiengesellschaften, und daneben bestehen auch noch 10 Dampfschleppschiffahrtsgesellschaften. 1896 berührten Emmerich auf der Talfahrt 13982 beladene Schiffe mit 3270000 Ton. Ladung und auf der Bergfahrt 14632 beladene Schiffe mit 6 265000 Ton. Ladung; allerdings gehen die meisten dieser Frachtdampfer nur bis Köln, so daß der deutsche Schiffahrtsverkehr auf dem Rhein in seiner Gesamtheit hinter dem Elbverkehr zurückbleibt. Dafür aber ist und bleibt der Rhein Deutschlands sagenumwobener Strom, den stolze Burgen und rebenbepflanzte Gelände begrüßen. Teilw. nach Voigt u. a. 159. Der Kaiser Wilhelm-Kanal. Am 3. Juli 1887 war es, um die zehnte Stunde vormittags, daß der greise Kaiser Wilhelm der Große auf dem Festplatze bei Holtenau den Stahlhammer hob und, das ehrwürdige Haupt ent- blößend, mit fester Hand drei Schläge auf den Grundstein führte, der die Eröffnung der Arbeiten am Nordostseekanal versinnbildlichte. Er tat es mit den Worten: „Zu Ehren des geeinigten Deutschlands! Zu seinem fortschreitenden Wohle! Zum Zeichen seiner Macht und Stärke!" An der gleichen Stätte wurde acht Jahre später, am 18. Juni 1895 angesichts der festlich geschmückten Geschwader, die fast alle seefahrenden Nationen nach der Kieler Förde entsendet hatten.

7. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 393

1905 - Wittenberg : Herrosé
393 stoßes aneinander vorüberfahren. Nachts wird der Kanal durch elektrische Lampen erhellt, die 260 m voneinander entfernt sind; bei Krümmungen ober stehen sie noch näher aneinander. Die Fahrt durch den Kanal erfordert bei vorgeschriebener Geschwindigkeit 13 Stunden; Dampfer gehen dabei mit eigener Kraft, Segler dagegen müssen von kleinen Dampfschleppern gezogen werden. Vier Eisenbahnlinien kreuzen den Kanal; zwei davon führen auf Hochbrücken über ihn dahin, zwei andere auf Drehbrücken. Den übrigen Verkehr über den Kanal vermitteln an verschiedenen Stellen Fähren, im ganzen 17. Der Kanal ist für Deutschland von unberechenbarem Vorteile, wenn auch in erster Linie für die Landesverteidigung. Ungesehen vom Feinde kann die deutsche Flotte ihre Schiffsmacht in kurzer Zeit entweder in der Ostsee oder in der Nordsee zum Kampfe vereinigen. Von Kiel aus, dem Kriegshafen an der Ostsee, erreicht ein Ge- schwader durch den Kanal in 16 Stunden die Helgoländer Bucht und vermag Hamburg zu schützen oder die Kriegsschiffe von Wilhelmshaven, dem deutschen Kriegshafen an der Nordsee, zu unter- stützen. Für die Verteidigung unserer Küsten hat also der Kanal, um mit Feldmarschall Moltke zu reden, „den Wert unserer Flotte verdoppelt". Die Würdigung der militärischen Bedeutung des Kanals kann aber seinen wirtschaftlichen Wert nicht verringern. Hier kommt zu- nächst die Abkürzung der Fahrt zwischen den wichtigen Hafenplätzen an der Nord- und Ostsee in Betracht. So beträgt z. B. die Er- sparnis für alle Schiffe, die von Hamburg nach Häfen östlich von Rügen fahren, 425 Seemeilen oder 45 Stunden, von Bremerhaven aus nach den gleichen Orten 323 Seemeilen oder 32,6 Stunden und von London aus 239 Seemeilen oder 22 Stunden. Zu dieser Weg- und Zeitersparnis kommt ferner die Sicherheit der Fahrt. Anerkannter- maßen ist der Weg um das Kap Skagen, die Nordspitze Dänemarks, äußerst gefahrvoll, so gefahrvoll, daß die Versicherungsgesellschaften für diese Strecke besonders hohe Prämien fordern. In den Jahren 1858 — 1875 gingen bei der Nord-Ostseefahrt in den dänisch-schwedischen Gewäffern 6316 Schiffe zugrunde und mit ihnen Tausende von Mannschaften und Millionen von Mark an Güten: und Schiffsmaterial. Die Fahrt durch den Kanal dagegen ist vollständig gefahrlos, und darum ist mit Sicherheit anzunehmen, daß sie allmählich von den meisten Schiffen dem Wege um Kap Skagen vorgezogen werden wird. Endlich wird der Kanal auch durch die erleichterte Verbindung zwischen dem Osten und Westen unseres Vaterlandes den Verkehr zwischen beiden Gebieten fördern und beleben; unser im wesentlichen getreidebautreibender Osten kann dem Westen seinen Überschuß an Landesprodukten billiger und schneller als bisher zuführen, und der Westen erschließt sich für seine Industrien und seinen Kohlenbergbau neue Absatzquellen, ganz besonders für seine Steinkohlen, die bisher infolge der erdrückenden englischen Konkurrenz dort kaum absatzfähig waren. Schon jetzt läßt sich der Einfluß des Kanals auf diesen

8. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 72

1905 - Wittenberg : Herrosé
72 noch heute das Auf- und Absteigen seiner Handelsbedeutung. Als Breslau vor etwa hundert Jahren der überseeische Markt Westindiens für die Ausfuhr der Haupterzeugnisse des Landes, Wollen- und Leinen- waren, durch die übermächtige Konkurrenz Englands und durch die Baumwollenindustrie entrissen wurde, suchte und fand es in der ver- möge der umfangreichen Förderung der unterirdischen Schätze Ober- schlesiens gesteigerten Metallwarenindustrie Ersatz. Die Verkehrswege sind für eine Stadt wie Breslau von der größten Bedeutung. Die natürliche Wasserstraße der Oder, die mehr als die anderen Hauptströme Deutschlands ein Kind der Ebene ist, hat ein weder genügend gleichmäßiges noch zuverlässiges Strom- bett und bedarf unausgesetzter Regelung, wenn die Schiffahrt nicht stocken soll. Die Landverbindungen sind deshalb wichtiger. Nach Oberschlesien und zu seinen Kohlen- und Erzrevieren führen zwei Schienenwege: die oberschlesische Eisenbahn, größtenteils auf der linken Seite der Oder bis Oderberg, die rechte Oderufer-Eisenbahn geht nahe der russischen Grenze bis Oswiecim. Eine dritte Linie geht längs des Gebirges über Neiße nach Troppau zu. Über Oderberg führt zugleich der kürzeste Weg durch Mähren nach Wien und Triest; durch den Jablunkapaß gelangt man nach Ungarn bis Pest. Über Myslowitz geht es über Krakau und Lemberg bis zur Donaumündung, mit Ab- zweigungen nach Bukarest und Odessa. Schienenwege nach Mähren und Böhmen öffnen sich auch durch die Grafschaft Glatz, das Walden- burger Bergland und den Landeshuter Paß. Die Ostbahn verzweigt sich in Öls nach Gnesen und Thorn und in Thorn nach Danzig und Königsberg, während die Posener Bahn von Posen ab auch nach Preußen und Pommern mehrere Stränge entsendet. Den ältesten Weg nach Berlin bildet die Niederschlesisch-Märkische Bahn über Liegnitz und Frankfurt a. O. Eine andere Strecke führt über Glogau nach Frankfurt und Stettin. Eine dritte Linie geht von Liegnitz westwärts über Horka und Kottbus nach Berlin und verbindet Breslau auch mit Dresden-Leipzig-Halle und mit Magdeburg-Hannover. Die schnellste Verbindung nach Hamburg und Bremen führt über Berlin, die nach Bayern über Prag. In dem Charakter seiner Anlage, dem Grundriß seiner Straßenzüge und mit seinen zahlreichen gotischen Kirchen verrät Breslau dem Fremden auf den ersten Blick seine mittelalterliche Entstehungszeit. Den Kunstcharakter der späteren geistlichen und weltlichen Bauten im inneren Stadtkern und die dadurch hervor- gebrachte Physiognomie der Straßen bestimmen die Spätrenaissance und das Barock, während die neuen Straßenzüge der Vorstädte und der die inneren und äußeren Stadtteile erfüllende lebhafte Verkehr den Eindruck der modernen Großstadt hervorrufen. Die Verbindung des nicht schroff aufeinander stoßenden, sondern bequem sich ineinander fügenden Alten und Neuen gibt der Stadt für den aufmerksamen Be- obachter etwas Anziehendes. Die Übersichtlichkeit der ganzen Bau- anlage, die durch einige sich kreuzende lange, wenn auch nicht gerade Linien und insbesondere durch die deutliche Abgrenzung des
   bis 8 von 8
8 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 8 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 2
5 1
6 0
7 1
8 0
9 0
10 2
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 1
22 0
23 0
24 2
25 0
26 0
27 0
28 0
29 2
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 1
38 1
39 2
40 2
41 0
42 0
43 0
44 0
45 2
46 0
47 0
48 0
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 6
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 1
11 0
12 0
13 0
14 0
15 1
16 2
17 0
18 1
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 3
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 0
38 1
39 0
40 1
41 0
42 0
43 2
44 0
45 0
46 0
47 0
48 4
49 2
50 0
51 0
52 1
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 2
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 1
79 0
80 0
81 1
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 4
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 16
1 76
2 1
3 33
4 1
5 28
6 7
7 15
8 0
9 0
10 0
11 8
12 88
13 4
14 2
15 0
16 0
17 0
18 0
19 6
20 0
21 1
22 0
23 0
24 21
25 12
26 2
27 0
28 12
29 2
30 1
31 1
32 5
33 60
34 4
35 2
36 2
37 0
38 0
39 44
40 0
41 1
42 2
43 25
44 2
45 0
46 25
47 8
48 0
49 0
50 23
51 22
52 136
53 0
54 9
55 0
56 0
57 3
58 1
59 30
60 4
61 2
62 21
63 0
64 3
65 4
66 1
67 7
68 0
69 0
70 0
71 9
72 2
73 1
74 0
75 25
76 1
77 0
78 20
79 0
80 5
81 69
82 6
83 2
84 3
85 0
86 2
87 0
88 0
89 2
90 0
91 2
92 0
93 0
94 3
95 13
96 3
97 3
98 6
99 4
100 40
101 3
102 18
103 2
104 0
105 6
106 1
107 35
108 0
109 2
110 12
111 8
112 3
113 8
114 16
115 0
116 0
117 1
118 0
119 6
120 0
121 3
122 30
123 8
124 97
125 14
126 0
127 9
128 0
129 20
130 4
131 30
132 0
133 6
134 0
135 2
136 45
137 9
138 0
139 0
140 0
141 0
142 10
143 1
144 0
145 11
146 0
147 20
148 0
149 0
150 0
151 11
152 17
153 1
154 124
155 9
156 2
157 4
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 12
166 11
167 1
168 22
169 3
170 3
171 0
172 2
173 13
174 0
175 46
176 0
177 20
178 0
179 9
180 1
181 0
182 11
183 100
184 0
185 3
186 0
187 0
188 18
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 2
195 1
196 22
197 0
198 0
199 6